The new New Work.

 

In der zweiten Folge unserer Serie „Wie wollen wir zukünftig leben und arbeiten?“ befassen wir uns mit der Zukunft des Arbeitens – die in vielen Unternehmen infolge von Corona früher begonnen hat, als diesen lieb war.

 

Was gestern noch undenkbar war, ist gezwungenermaßen zum Normalfall geworden: Viele Unternehmen haben in den Remote-Modus geschaltet. Menschen arbeiten plötzlich ganz selbstverständlich von zu Hause, anstelle von Dienstreisen und Meetings gibt es Videokonferenzen. Ist das schon die Zukunft der Arbeit oder gar New Work? Das Thema erhält zumindest einen kräftigen Schub. Es braucht neue Tools, neue Prozesse, eine neue Flexibilität – und auch neue Räume mit neuen Möglichkeiten. Konzepte wie non-territoriale Büros oder Open Spaces sind Schritte auf dem Weg dorthin, die angesichts von Corona ein Update erfahren müssen.

 

Vom Großraumbüro zum Open Space.
Frank Lloyd Wright ist schuld: 1936 entwarf er für SC Johnson Wax in Wisconsin das erste Großraumbüro-Gebäude der Welt. In einem hellen und luftigen Raum saßen rund 250 Angestellte zusammen. Die Idee dahinter: Wie die Arbeit am Fließband sollte auch die Büroarbeit auf Effizienz getrimmt werden. Denkt man sich Kicker, Sofas, Kaffeeküchen und andere moderne Annehmlichkeiten hinzu, ist man nah an den „New Work“-Entwürfen, wie sie heute im Silicon Valley, in Coworking Spaces und in immer mehr „traditionellen“ Unternehmen gepflegt werden. Ziel ist es dabei stets, die Interaktion und Kollaboration zwischen den Kollegen und Kolleginnen zu fördern, in einer inspirierenden und motivierenden Umgebung. Das geschieht zunehmend nicht nur am eigentlichen Arbeitsplatz, sondern auch an „Nebenschauplätzen“: Die besten Ideen entstehen oft bei zufälligen Begegnungen, etwa in der Kaffeeküche. New Work darf sich aber nicht auf Oberflächliches wie Kicker beschränken: Es geht um grundlegend neue Formen der Zusammenarbeit, neue Unternehmensstrukturen, ein neues Mindset.

 

Teamwork makes the dream work.
Kollaboration und Teamwork sind ein zentrales Element vieler New-Work-Konzepte: Es gilt, die Kraft der Vielen zu nutzen, die Schwarmintelligenz, um gemeinsam möglichst schnell die radikal neuen Ideen zu finden, die den nötigen Wettbewerbsvorteil bringen. Deshalb gibt es in modernen Open-Space-Bürolandschaften spezielle Zonen, die auf unterschiedliche Arbeitsformen eingerichtet sind – von der konzentrierten Einzelarbeit bis zum kreativen Teamwork. Und natürlich lassen diese sich flexibel immer wieder neu gestalten, ganz so, wie es das jeweilige Projekt erfordert.

 

Offene Fragen beim Open Space.
Viele Unternehmen verfolgen bei Open-Space-Architekturen auch handfeste wirtschaftliche Interessen: In Zeiten hoher Büromieten sind sie ein Weg, mehr Mitarbeiter auf gleichem Raum unterzubringen. Wenn dann noch standardisierte Arbeitsplatzausstattungen gewählt werden, die eben nicht auf unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen angepasst sind, wird das eigentliche Potenzial von Open-Space-Bürolandschaften verschenkt. Mit Corona ist ein weiteres Problem hinzugekommen: Natürlich verbreitet sich auch ein Virus in großen, offenen Büros mit vielen Menschen leichter – auch hierfür werden neue Lösungen gefunden werden müssen. Ein Zurück zur isolierten „Einzelzelle“ wird es aber sicher nicht geben.

 

Das Ende der Präsenzkultur?
Die Zukunft des Arbeitens, wie sie sich jetzt in Corona-Zeiten schon vielfach abzeichnet, dürfte eine Mischform sein – immer mehr Menschen werden zeitweise im Büro, zeitweise aber auch im Home Office oder an anderen Orten arbeiten. Diese Entwicklung hat in jedem Fall Folgen für die Nutzung von Büroflächen: Sie werden künftig nicht mehr darauf ausgelegt sein, dass immer alle Mitarbeitenden gleichzeitig am Arbeitsplatz sind – und es wird auch nicht mehr für jeden Mitarbeitenden einen eigenen persönlichen Arbeitsplatz geben. Der Trend geht zum non-territorialen Büro. Dies alles betrifft natürlich vor allem die reinen „Wissensarbeiter“. Die Projektleiter, Bauleiter, Poliere und auch das gewerbliche Personal von domoplan (die ebenfalls vieles wissen) sind natürlich auch weiterhin auf Baustellen ganz real für ihre Kunden im Einsatz.

 

The real New Work.
Zum Schluss ein Exkurs zum Begriff New Work, der heute mit unterschiedlichsten Bedeutungen gefüllt wird. Entwickelt wurde er bereits Ende der 1970er-Jahre, als die Digitalisierung gerade erst begann. Dem Erfinder des Begriffs, Fritjof Bergmann, ging es um etwas anderes: Er wollte den Menschen aus dem Käfig der entfremdeten Lohnarbeit befreien. Das wahre Potenzial von Menschen könne sich nur dann entfalten, wenn diese eine Arbeit erledigten, die sie „wirklich, wirklich wollen“ – und daran habe sich alles zu orientieren, auch die Gestaltung der Arbeitsräume.

 

 

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